Das elektronische Patientendossier (EPD) ist in der Startphase. Und ja: "Aller Anfang ist schwer". Jedoch bin ich nicht sicher, ob wir mit der aktuellen Zusammenstellung in nützlicher Frist die Kosten auf ein erträgliches Niveau bringen könnten. Und eigentlich sollte es doch auch helfen, die Gesundheitskosten zu senken?!?
Der Bundesrat hat am 27.04.2022 eine Mitteilung gemacht, dass er das EPD weiterentwickeln möchte. Das ist dringend notwendig, allerdings bezweifle ich, dass eine Weiterentwicklung in der Form Sinn macht. Da bringt auch eine Sicherstellung der Finanzierung nichts.
7 Stammgemeinschaften (und eine Gemeinschaft) lassen sich aktuell zertifizieren. Das heisst 7mal den selben Aufwand und 7mal Einnahmen für die Zertifizierungsstelle. Spannend hierzu sind die "Formativen Evaluationsberichte". Axsana berichtet von 3 Mio. an Kosten für die Zertifizierung, andere von rund 800'000 und wieder andere geben nichts an. Hochgerechnet plus der Aufwand für die Portallösung, würde ich bisher angefallene Kosten von mehr als 20 Mio CHF schätzen (vermutlich bin ich viel zu tief). Bei 1'000 eröffneten Dossiers sind das 20'000 CHF pro PDF-Ablage (bisher!).
Und das sind nur die direkten Kosten der Stammgemeinschaften. Dazu kommen die Kosten der Gesundheitsinstitutionen für:
Elektronische Identitäten (wird über alle sicher im zweistelligen Millionenbereich sein)
Interne Schulungsaufwände
Interne Betriebsaufwände (zusätzliche Belastung für das Personal)
Systemintegrationen
Alles in Allem wird uns das EPD sicherlich schon gegen 50 Mio. gekostet haben. Klar pro Kopf sind das keine 10 Franken. Das müsste uns die Digitalisierung im Gesundheitswesen wert sein...
Die Kosten werden allerdings bleiben - auch wiederkehrend. Da bleibt die Frage: wird das Gesundheitswesen dank einer PDF-Ablage (die durch den Bürger verwaltet wird) wirklich kostengünstiger oder effizienter? Jeder würde das wohl mit "Nein" beantworten. Und jeder der jetzt sagt "Das EPD ist auch nicht dazu gedacht, sondern soll dem Bürger den einfachen Zugang zu seinen Gesundheitsdaten ermöglichen", der hat recht. Aber dann soll doch bitte der Bürger auch direkt dafür zahlen, sonst wird er es indirekt via Steuern und Krankenkasse machen, was völlig intransparent ist.
Die Weiterentwicklung des EPD sieht strukturierte Daten vor. Nur bleibt der Nutzen aus meiner Sicht aus, wenn der Prozess nicht vereinfacht und das EPD nicht offener wird - und da stellt sich dann die Frage, ob das die Bürger möchten.
Klar ist auch, dass im Gesundheitswesen mehr Zusammenarbeit nötig ist, um effizienter und kostengünstiger zu werden. Hierzu bietet sich die digitale Welt an. Die beteiligten müssen aber sehen, dass wir nicht einfach die analoge Welt ins digitale klatschen können ohne zu hinterfragen, denn dann gibt es PDF-Friedhöfe und Mehraufwände. Und diese Mehraufwände bleiben aktuell leider wieder an der Pflege hängen.
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